Mercator-Institut für Sprachförderung und
Deutsch als Zweitsprache an der Universität zu Köln gegründet / Aktuelle
Ipsos-Studie: Zwei Drittel der Lehrer fühlen sich nicht ausreichend auf Schüler
mit Sprachförderbedarf vorbereitet
Presse N R W Essen/Köln, 4. Juni 2012. Die Stiftung
Mercator und die Universität zu Köln haben heute das Mercator-Institut für
Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache eröffnet. Das Institut, das die
Stiftung Mercator in den kommenden fünf Jahren mit rund 13 Millionen Euro
unterstützen wird, soll Lehrer bundesweit besser auf Schüler mit
Sprachförderbedarf vorbereiten. Wie groß der Bedarf tatsächlich ist, zeigen die
Ergebnisse einer repräsentativen Lehrerbefragung, die im Rahmen der Eröffnung
offiziell vorgestellt wurde.
71 Prozent der Lehrer in Deutschland unterrichten
Schüler mit Sprachförderbedarf – 66 Prozent fühlen sich jedoch durch ihr
Studium nicht ausreichend darauf vorbereitet. Dies ist das Ergebnis einer
repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Ipsos im Auftrag des
neu gegründeten Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als
Zweitsprache durchgeführt hat. Erstmals wurden darin Lehrer in ganz Deutschland
zu den Themen Sprachförderbedarf und Qualifizierung befragt. 71 Prozent der
Befragten forderten, dass Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache (DaZ)
verbindlicher Teil der Lehrerausbildung sein sollten. 48 Prozent wünschen sich,
bei ihrer Arbeit durch speziell qualifizierte Sprachförderkräfte unterstützt zu
werden.
„Dass sich laut der Umfrage die Mehrheit der Lehrer im
Hinblick auf Sprachförderung nicht ausreichend auf den Schulalltag vorbereitet
fühlt, bestätigt uns in der Gründung des Mercator-Instituts für Sprachförderung
und Deutsch als Zweitsprache“, so Prof. Dr. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer der
Stiftung Mercator. „Unser Ziel ist es, herauszufinden, welche Förderinstrumente
am besten funktionieren und die größte Wirkung erzielen. Darüber wissen wir
noch viel zu wenig. Außerdem brauchen wir dringend eine Aus- und Weiterbildung,
die Lehrern die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten für den Umgang mit
sprachlich heterogenen Klassen vermittelt.“
Mit der Gründung des bundesweit bislang einzigartigen
Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache reagieren
die Stiftung Mercator und die Universität zu Köln auf den wachsenden
Sprachförderbedarf in deutschen Schulen und die Defizite in der
Lehrerausbildung. „Das Institut besetzt eine Schnittstelle zwischen
Bildungspolitik, Bildungspraxis und Bildungsadministration“, erläutert Prof.
Dr. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung
und Deutsch als Zweitsprache. „So soll es dazu beitragen, langfristig die
Sprachförderung an deutschen Schulen nachhaltig zu verbessern.“ Das Institut
wird Politik und Bildungsadministration beim qualitativen Ausbau sprachlicher
Bildung beraten, Bundesländer dabei unterstützen, die Sprachförderung in der
Lehrerbildung zu stärken, bundesweit Forschungsaktivitäten in diesem Bereich
fördern sowie Qualifikationsmaßnahmen für Schlüsselpersonen in der
Sprachförderung initiieren.
Die Universität zu Köln ist eine der größten
Lehrausbildungsstätten Europas. Fast 10.000 Studierende werden hier auf ihre
künftige Tätigkeit an den Schulen vorbereitet: „Unsere Gesellschaft stellt neue
Anforderungen an die Schulen“, stellt der Rektor der Universität zu Köln, Prof.
Dr. Axel Freimuth, fest. „Auf diese Anforderungen haben wir unsere innovative
Lehrer/innenausbildung ausgerichtet. In der Fakultät für Humanwissenschaften
gelingt uns die notwendige Verschränkung von Fachwissenschaft und pädagogischer
Praxis. Das neue Mercator-Institut fügt sich hervorragend in dieses Konzept
ein.“
„Für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, für die
persönliche Entwicklung und die berufliche Perspektive spielt eines eine
entscheidende Rolle: das Sprachvermögen“, so Ties Rabe, Präsident der
Kultusministerkonferenz. „Dieses Sprachvermögen muss nachhaltig vermittelt
werden. In jeder Schulform, in jeder Klassenstufe und in jedem Fach. Dafür
braucht es gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. In dieser Erkenntnis sind
sich alle Bundesländer einig. Sie haben sich auf den Weg gemacht. Und sie
freuen sich über jeden erfahrenen Weggefährten, der die Routenplanung ein wenig
einfacher macht oder Maßnahmen mitbringt, die zu größeren Schrittlängen führen.
Deshalb sind wir für das Engagement und die Unterstützung eines solch erfahrenen
Weggefährten wie die Stiftung Mercator sehr dankbar.“
Das neu gegründete Institut knüpft an die jahrelangen
Erfahrungen und Erkenntnissen der Stiftung Mercator im Bereich Sprachförderung
und Deutsch als Zweitsprache an. Die Stiftung hat den 1974 an der Universität
Duisburg-Essen gegründeten „Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit
Migrationshintergrund“ 2004 bundesweit etabliert und entwickelt seit 2009 im
Kooperationsprojekt „ProDaZ“ an der Universität Duisburg-Essen die
Theorie-Praxis-Verknüpfung der Lehrerausbildung für DaZ und Sprachförderung
weiter. Das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
wird mit Universitäts- und Forschungsstandorten mit großer DaZ-Expertise
kooperieren und versteht sich als netzwerkende und kooperative Institution.
Weitere Informationen zum Institut sowie die
vollständigen Ergebnisse der Umfrage „Sprachförderung an deutschen Schulen –
die Sicht der Lehrerinnen und Lehrer“ finden Sie unter http://www.mercator-institut-sprachfoerderung.de
.
Über die Stiftung Mercator:
Die Stiftung Mercator gehört zu den großen deutschen
Stiftungen. Sie initiiert und unterstützt Projekte für bessere
Bildungsmöglichkeiten an Schulen und Hochschulen. Im Sinne Gerhard Mercators
fördert sie Vorhaben, die den Gedanken der Weltoffenheit und Toleranz durch
interkulturelle Begegnungen mit Leben erfüllen und die den Austausch von Wissen
und Kultur anregen. Die Stiftung zeigt neue Wege auf und gibt Beispiele, damit
Menschen – gleich welcher nationalen, kulturellen und sozialen Herkunft – ihre
Persönlichkeit entfalten, Engagement entwickeln und Chancen nutzen können. So
will sie Ideen beflügeln. Ihre Arbeitsweise ist geprägt von einer
unternehmerischen, internationalen und professionellen Haltung. Dem Ruhrgebiet,
der Heimat der Stifterfamilie, fühlt sie sich in besonderer Weise verbunden.
Bei Fragen sprechen Sie uns gerne an:
Daniel Laprell
Kommunikationsmanager
Stiftung Mercator
Tel. 0201-245 22 841
Dr. Patrick Honecker
Pressesprecher
Universität zu Köln
Tel.: 0221 470-2202
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